Tierwohlplanung - Praxistipps
Tierwohlplanung gelingt am bestem im Team und mit guter Vorbereitung. Strukturiertes Vorgehen und SMARTe Ziele sichern den Erfolg.
HIER GEHT´S LOS: Vorbereitung
Du möchtest Tierwohlplanung für die eigene Herde einführen?
Folgende Fragen solltest du vorab klären:
Im Regelfall sollte der/die Herdenmanager:in für die Tierwohlplanung verantwortlich sein. Idealerweise wird sie/er von einem stabilen Team von zwei oder drei Leuten unterstützt. Dies erleichtert ein kontinuierliches Arbeiten.
Als Verantwortliche*r organisierst du die Durchführung und kümmerst dich darum, dass die betreuende Tierarztpraxis und Beratungskräfte beteiligt sind. Beziehe auch unbedingt das Stall- und Melkpersonal ein, nur so werden am Ende die Verbesserungen auch sicher bei den Tieren ankommen.
Nimm dir Zeit für die Tierwohlplanung: Die tierbezogenen Indikatoren sollten mindestens einmal jährlich, besser jeweils einmal im Sommer- und einmal im Winterhalbjahr, erhoben werden.
Plane zudem Zeit für Auswertung und Analyse ein und setze den Zeitpunkt für einen Besprechungstermin im Team fest. Sollten unvorhergesehene Ereignisse dazwischenkommen, lege konsequent einen Ersatztermin fest.
Vorbereitung:
Setzt euch zuerst im Team zusammen und entscheidet, wie die drei Schritte der Tierwohlplanung im Betrieb umgesetzt werden.
Für Schritt1 (SEHEN) benötigt ihr Daten. Was liegt bereits vor? Welche Daten müssen noch erfasst werden? Wer erhebt die Tierwohlindikatoren?
Wie wird der- oder diejenige eingearbeitet? Für die Methodenschulung stehen Online-Schulungen zur Verfügung. Können Hilfsmittel verwendet werden? Zur Bewertung müssen Vergleichs- oder Orientierungswerte vorliegen. Nutzt auch hier Hilfsmittel, wie z.B. den Q Check-Report.
Für Schritt 2 (VERSTEHEN) braucht ihr einen objektiven Blick auf die Situation und häufig spezielles Fachwissen, um die Ursachen gefundener Abweichungen zu erkennen. Klärt vorab, wie Tierarztpraxis und Fachberatung bei der Analyse unterstützen könnten.
Für Schritt 3 (VERBESSERN) legt ihr fest, wie die Planung und Umsetzung der Anpassungen im Betrieb kommuniziert und kontrolliert werden sollen. Müssen Mitarbeitende informiert werden? Wenn ja, überlege dir auch, wie sie motiviert werden können. Gibt es möglicherweise Verständnisschwierigkeiten, etwa durch Sprachbarrieren, die überwunden werden müssen?
Alle Ergebnisse sollten grundsätzlich aufgeschrieben werden.
Lege fest, wer, was, wie dokumentiert.


Zwischendurch-Check:
Läuft alles nach Plan?

Überprüfe regelmäßig, ob Tiergesundheitsdaten und Tierwohlindikatoren korrekt dokumentiert werden und das Monitoring im Alltag funktioniert.
Ziele und Vorgaben sollten SMART sein:
Arbeite mit Daten und Ergebnissen, die die deine betriebliche Situation und die spezifischen Problembereiche abbilden.
Verwende Kriterien, die objektiv messbar sind, sodass Verbesserungen oder Verschlechterungen sachlich beurteilt und verglichen werden können. Insbesondere bei Beurteilungen am Tier können dafür Indikatoren- und Methodenvorschläge eine Hilfe bieten.
Mach dir bewusst, warum du diese konkreten Ziele setzt.
Möchtest du Kosten und Ärger sparen, dir und deinen Tieren etwas Gutes tun? Begeistere dich und deine Mitarbeiter für ein proaktives Gesundheitsmanagement, das Problemen vorbeugt.
Wähle praktikable Maßnahmen, die in die Betriebsroutinen eingebaut werden können.
Setze dir realistische Ziele. Eine schrittweise, nachhaltige Verbesserung wird erreichbarer und wünschenswerter sein als hochambitionierte Hau-Ruck-Aktionen. Scheitern diese, wirkt das frustrierend und demotivierend. Euterentzündungen vollständig auszurotten ist ebenso wenig möglich wie die dauerhafte Beseitigung aller Lahmheiten. Eine Reduktion dieser Probleme auf ein handhabbares Maß und eine zügige Reaktion mit entsprechenden Maßnahmen im Erkrankungsfall sind aber erreichbar.
Priorisiere deine Ziele nach den Themen und Bereichen, die den größten Nutzen bringen.
Lege für deine Ziele und Maßnahmen einzelne Meilensteine fest.
So behälst du den Fortschritt im Auge und kannst ggf. Abläufe immer weiter anpassen.

Zeit ist Mangelware
Nutze die weniger arbeitsintensiven Phasen im Jahr für die Tierwohlplanung. Die jährliche Überarbeitung des Plans kann beispielsweise gut in den ruhigeren Wintermonaten geschehen.
Plane die Zeit für Erhebungen, Auswertungen, Analyse und Planerstellung rechtzeitig, so dass alle Beteiligten dabei sein können. Die hier aufgewendete Zeit für die proaktive Tierwohlplanung hilft im besten Fall dabei, später Zeit zu sparen: Zeit, die bei der Versorgung und Behandlung erkrankter oder verletzter Tiere anfallen würde.